Zum 41. Mal findet von 6. bis 15. November 2009 die Messe für Kunst und Antiquitäten in der Wiener Hofburg statt. Über 50 Aussteller präsentieren alles, was zwischen Öl, Porzellan, Holz und Kunststoff eine noble Herkunft und einen krisensicheren Namen hat. Und dazwischen ein paar "Hitler-Bilder" auf Stein...
Tanja Boukal: Work in Progress "Rewind: Obersalzberg" / Steine vom Obersalzberg, Fototransfer
Grund zum Bangen gibt es auch in Krisen-Zeiten für Galerien ebenso wie für Kunstmessen, auch wenn die traditionelle Hofburg-Kunstmesse sich bereits im vorjährigen Krisenschock als zufriedenstellend erwiesen hat. Das hochpreisige Kunst-Segment scheint das krisensicherste zu sein: 240.000 Euro kostet ein „Blick auf Grinzing“ von Carl Moll, einen Boeckl gibt es für überzogene 170.000 Euro. Gemeinsam mit zahlreichen Exponaten von Hermann Nitsch (ab 15.000 Euro für 60x90), Arnulf Rainer (frisch & neu: "Aneignungen aus Kanarien" = übermalte Laserkopie 30x42 um 6500 Euro bei Kovacek), Markus Prachensky (ab 15.000 Euro für 60x90) winken die etablierten Österreichischen Meister quer durch die Kunstmesse in der Hofburg zu Wien aus allen Ecken.
Insbesonders die prägnanten Bilder von Markus Prachensky haben rund 10 teilnehmende Galerien im ausgestellten Portfolio (Preisrange: 15.000 - 45.000 Euro). Der Tiroler Künstler scheint den Geschmack und das Verständnis von moderner Kunst der Döblinger und Hietzinger Regimenter und der "Kunst-Berater" von Banken, Anwaltskanzleien und Verschönerungs-Ärzten perfekt zu treffen (schön leuchtend bunt, obwohl abstrakt auch für den Laien wiedererkennbar, kein Schweineblut, nichts anderes übermalt/überkritzelt, seriöse Biographie ohne Skandale, für die Arzt-Gattin vom Haushalts- bzw. Einrichtungsbudget ohne Nachfrage leistbar...) und hat sich dadurch nun perfekt im geschmacklichen Mainstream etabliert. Die Prachensky-Preise werden in den nächsten paar Jahren wohl noch weiter steigen, die "Erben" der Prachensky-Käufer werden aber in Zukunft wohl eher mit einer Nivellierung nach unten konfrontiert werden...
Markus Prachensky / Kunstmesse Hofburg Wien / Galerie Bei der Albertina Zetter
Österreichische Positionen haben auch die Galerien aus dem Ausland in die Hofburg mitgebracht. Michael Nöth aus München hat Xenia Hausner (*1951) im Hofburg-Gepäck. Ein vielbeachtetes Hofburg-Kunstmesse-Debüt gibt Lieselotte Setzer mit Ihrer Wiener Kunsthandlung Lilly's Art. Hier wird das erst kürzlich im Belvedere gezeigte Waldmüller-Gemälde „Kranzljungfer“ feilgeboten. Eingebettet ist das Bild zwischen edlen Kommoden, wunderschönen antiken Wiener Uhren (für deren Qualität weiterhin Prof. Kristian Scheed als Berater steht) und modernen Gemälden.
Ein Messehighlight der Kunstmesse in der Hofburg: George Grosz, präsentiert von der Galerie Rhomberg: 31 Arbeiten auf Papier (1921-1931) sowie 3 Ölgemälde (bis 390.000 Euro), sowie eine Grosz-Federzeichnung bei Kovacek (ca. 36.000 Euro) oder der mörderische "Abend" (Farbkreide, 1916) um 110.000 Euro bei Wienerroither & Kohlbacher.
Sonstige interessante Positionen in der Hofburg: der Schweizer MARCK ("ein multimediales Ereignis im wahrsten Sinne des Wortes") und Tanja Boukal (*1976), vertreten mit 8 Steinen aus der Werkserie "Rewind: Obersalzberg" bei der Galerie Peithner-Lichtenfels. Die "Steine" um je 1500 Euro fanden reissenden Absatz, kein Wunder bei diesem Protagonisten...
Tanja Boukal: Work in Progress "Rewind: Obersalzberg" / Steine vom Obersalzberg, Fototransfer
2009-11-07
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