2009-10-15

Edvard Munch und das Unheimliche im Leopold Museum Wien

Edvard Munch, einer der wichtigsten europäischen Künstler, steht im Mittelpunkt der großen Herbstausstellung im Leopold Museum Wien. Munchs Werk ist von Liebe, Angst und Tod bestimmt. Die symbolgeladene Atmosphäre verleiht vielen seiner Werke eine unheimliche Komponente. Die Seelenzustände, die innere Zerrissenheit des Künstlers, manifestiert sich in drastischen Bildfindungen, wie etwa in den Werken „Angst“ oder „Das Geschrei“. Die Tragik in der sexuellen Beziehung wird im Bild „Der Vampyr“ deutlich. Die Frau mit roten Haaren wie Schlangen, saugt dem „männlichen Opfer“ das Blut aus.

Die Ausstellung „Edvard Munch und das Unheimliche“ (16.10.2009 - 18.01.2010) spannt einen Bogen vom späten 18. Jahrhundert (Piranesi, Goyas „Caprichos“) bis zum frühen 20. Jahrhundert. Sigmund Freud wird 1919 in seinem Aufsatz „Das Unheimliche“ die sprachlichen, künstlerischen und psychologischen Assoziationen untersuchen, die mit diesem Begriff in Zusammenhang gebracht werden.
Die Beschäftigung mit dem Unheimlichen, Unerklärlichen und Unfassbaren war in der bildenden Kunst schon immer vorhanden (Albrecht Dürer, „Ritter, Tod und Teufel“, die unheimlichen Phantasien des Hieronymus Bosch, Johann Heinrich Füsslis „Nachtmahr“). Die berühmten 1745-50 entstandenen »Carceri« des Giovanni Battista Piranesi bedrücken im 18. Jahrhundert durch die Stimmung des Unheimlichen und Unzugänglichen. Francisco de Goyas berühmte Radierung »Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer« (um 1799) ist ein Schritt in ein neues Denken, hundert Jahre später (1900) schreibt Sigmund Freud das epochale Werk, „Die Traumdeutung“. Nach den meisterhaften Zyklen Goyas um 1800 sind vor allem die Werke der Symbolisten in Deutschland, Frankreich, Belgien und Italien durchdrungen von unheimlichen Ideen. Am Ende dieser Reihe stehen die Künstler Edvard Munch, James Ensor und Alfred Kubin, deren Werke ihre eigenen übersteigerten Ängste und Seelenzustände in künstlerisch vollendeter Form dargestellt haben. Bisweilen erscheint, etwa bei Munch, das Bild zunächst nicht unheimlich, aber hintergründig ist das Beunruhigende spürbar, aus dem heraus es geschaffen wurde. Munch und andere waren fähig das Verborgene sichtbar zu machen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen