2008-08-16

Joseph Beuys in der Kunsthalle Krems

Im März 1944 stürzte die Stuka von Joseph Beuys (1921-1986) auf der Krim ab. Der Pilot starb. Joseph Beuys wurde schwer verletzt, erlitt einen Schädelbasisbruch, Knochenbrüche und ein Absturztrauma. Die Granatsplitter in seinem Körper konnten nie vollständig entfernt werden. Krim-Tartaren entdeckten das Flugzeugwrack und versorgten den Versehrten. In seinem Werk verarbeitete Beuys immer wieder dieses furchtbare Erlebnis. Es dient auch als Ausgangspunkt für die Ausstellungen, die von 28. 9. 2008 bis Februar/März 2009 in der Kunsthalle Krems und im Frohner-Forum zu sehen sein werden. In der Kunsthalle Krems widmet sich Kurator Hans Peter Wipplinger dem Werk von Joseph Beuys und dem Schamanismus.

Im Frohner-Forum befasst sich Dieter Ronte mit Beuys' Verhältnis zur Politik. „160 Werke sind zu sehen. Multiples aus dem Kunstmuseum Bonn, ebenso wie zahlreiche Exponate aus Privatsammlungen“, berichtet Wipplinger, der im Modern-Museum in Passau eine Schau über Beuys und die Naturheilkunde gemacht hat. „Er war zum einen ein Stratege, Medienkünstler und Selbstdarsteller, zum anderen beschäftigte er sich mit dem Irrationalen, mit Mythen, Sagen, den Skythen, den Ägyptern. Er dachte, dass im Westen das rationale Denken stark ist, im Osten das Spirituelle“, so Wipplinger: „Er war ein Vermittler. Die Dimension der Magie war für ihn sehr wichtig.“ Für seine berühmten Aktionen recherchierte Beuys professionell z.B. Riten der Schamanen. Der Mann, der selbst wie ein Einsiedler aussah, scheute nicht das große Publikum. Er veranstaltete Aktionen, referierte, diskutierte, z.B. in Wien mit Bruno Kreisky, Erhard Busek oder Josef Cap – und besuchte Otto Mühls Kommune Friedrichshof. Der ehemalige Kommunarde Theo Altenberg, der Beuys' Assistent war, wird zu dem Symposion geladen sein, das zur Eröffnung der Kremser Ausstellung am 27. 9. stattfindet.

Weitere Vortragende sind Bazon Brock, Ronte oder der Direktor der Kunsthalle Krems, Dieter Buchhart. Die Schau geht im Wesentlichen noch auf seinen Vorgänger Tayfun Belgin zurück. Sozusagen ein Vorgeschmack auf die Beuys-Schau ist die laufende Ausstellung „Dem Bild die Gedärme herausreißen“ im Frohner-Forum, die Künstler verschiedener Generationen versammelt, die sich auf den Aktionismus bzw. die Sixties beziehen. Der Blickfang der Schau ist Jessica Stockholders Installation aus dem Museum moderner Kunst in Wien: Riesige umgestürzte Plakatständer unter dem Titel „Nit Picking Trumpets of Iced Blue“. An die Zeit, als Christo noch kleinere Sachen als den Berliner Reichstag verpackte, erinnert „Empagnetage“, ein weißes Packerl mit Schnur von Anfang der sechziger Jahre. Von Günther Uecker gibt es Nägel, vom Bildhauer César, nach dem der französische Filmpreis benannt ist, ein Paket Altmetall unter dem Titel „Compression Mobil“ und von Lucio Fontana einen zarten Strich.

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